Ballettmusik

Ballettmusik

Ein Ballett ist eine Geschichte, die durch Musik und Tanz erzählt wird, es wird weder gesprochen noch gesungen.

Früher war im Ballett der Tanz das einzig Wichtige. Es war die Aufgabe des Komponisten, solche Musik zu schreiben, die die Tänzer in einem guten Licht erschienen ließ. Musikalische überlegungen wie Aufbau und Steigerungen und selbst der Klang der Musik waren zweitrangig gegenüber dem Tanzspektakel: junge Männer und Frauen mit hübschen Beinen. Entsprechend haben die Komponisten nicht viel Mühe in ihre Ballettkompositionen investiert – schließlich war das ja nur Hintergrundmusik.

Aber dann kam Peter Tschaikowski. Tschaikowski (1840 – 1893) schrieb so wunderbare Musik für Ballette wie Schwanensee, Dornröschen und Der Nußknacker, daß man nicht mehr länger von „Hintergrundmusik“ reden konnte. Seit den Balletten Tschaikowskis gehen die Leute auch allein wegen der Musik ins Ballett.

Die Ballette von Tschaikowski sind die bekanntesten und beliebtesten in der gesamten Ballettgeschichte. Bald begannen andere Komponisten diese Idee aufzugreifen. Insbesondere zwei rußische Komponisten, Sergej Prokofjew (1891 – 1953) und Igor Strawinski (1882 – 1971) haben sich ähnliche Verdienste um das Ballett erworben.

Mit der Zeit wurde die Ballettmusik auch ohne den Tanz dazu beliebt. Romeo und Julia und Cinderella von Prokofjew sind immer wieder gerne ausgeführte Ballette, werden aber oft auch in Konzerten gespielt. Und auch wenn heutzutage nicht mehr alle Ballette von Strawinski regelmäßig getanzt werden, ist die Musik immer noch allerorten zu hören. Auf der ganzen Welt spielen Orchester immer wieder Feuervogel, Petruhhschka und Le sacre du printemps.

Sowie in einer Oper die Handlung manchmal anhält, damit einer der Sänger in einer Arie seine Gefühle ausdrücken kann, gibt es in Balletten Momente, in denen die Ballerina tanzt, um ihre Gefühle auszudrücken. Auch hier hält die Handlung an, aber diese Momente sind die aufregendsten im ganzen Ballett, weil sie die ausdruckstärksten sind. So wie die Arien die Höhepunkte einer Oper sind, sind die Tänze die Höhepunkte eines Balletts.

Zwischen diesen „Arien für Balletttänzer“ ahmt die Musik oft das Bühnengeschehen nach. Daher ist Ballettmusik von Haus aus meistens programmatisch, was „eine Geschichte erzählend“ heißt. Diese Musik erzählt die Geschichte auf eine detaillierte, direkte Art und Weise, noch viel mehr als eine Tondichtung das schon tut. In einer Tondichtung fängt die Musik eine bestimmte Stimmung oder vielleicht eine bestimmte Szene ein. Aber in einem Meisterwerk der Ballettmusik entspricht fast jede Note der Musik direkt einer bestimmten Bewegung oder Handlung auf der Bühne.

In Orchesterkonzerten gibt es Ballettmusik in zwei verschiedenen Formen. Das ist zum einen vollständige Ballettmusik, die normalerweise ungekürzt genau die gleiche Musik ist, wie sie auch zum Tanzen geschrieben wurde. Das kann manchmal schwierig zu verfolgen sein, wenn Sie nicht wißen, was die Musik zwischen den ausdruckstarken Tänzen eigentlich beschreibt. Wenn Sie sich ein vollständiges Ballett als Konzert anhören, dann ist es am besten, wenn Sie die Details der Handlung vorher herausfinden (zum Beispiel durch einen Blick in das Programmheft).

Außerdem gibt es Ballettsuiten. Eine Ballettsuite besteht aus den ausdruckstärksten Höhepunkten des ursprünglichen Balletts; all das Füllmaterial wurde weggelaßen. Daher sind Ballettsuiten üblicherweise noch aufregender als vollständige Ballette. Wenn Sie sich eine Ballettsuite anhören, ist es weniger wichtig, daß Sie genau wißen, was in der Story genau paßiert. Die Musik selbst sagt schon genug.